Leseprobe

"5.2.3 Die Heiligen Marzellinus und Petrus

 

Die Kirche war im Jahre 827 zwar vollendet, aber noch nicht geweiht. Einhard erträumte sich dazu Reliquien, denn die gehörten zu einer zu weihenden Kirche dazu.

Einhard schreibt dazu:

" ... eine zur Abhaltung des Gottesdienstes geeignete prächtige Kirche von nicht unrühmlicher Art errichtet hatte, begann ich darüber nachzusinnen, auf wessen Namen und zu Ehren welches Heiligen oder Märtyrers sie am besten geweiht würde."[1]

Einhard schildert im folgenden, wie er zu Reliquien kommt. ..." [ aus: Banse, 1999, S. 59]

"Es geschahen in der Basilika mehrere Zeichen, die besagten, daß sich die Heiligen an diesem Ort nicht wohlfühlen würden. Als erstes erschienen einem Knecht des Ratleik, der nach der Vesper auf dessen Befehl hin die Wache bei den Heiligen übernommen hatte, eine weiße und ein graue Taube, als er eine Stimme hörte, die zu ihm sprach: "Gehe und sage Ratleik, er möge seinem Herren melden, die heiligen Märtyrer wollten nicht, daß ihre Leiber hier ruhten; denn sie hätten sich eine andere Stätte auserkoren und wünschten, so rasch als möglich dorthin überzusiedeln."[1] Von wem diese Stimme kam, konnte er nicht sagen. Er meldete sein Erlebnis Ratleik, der es an Einhard weitergab. Eines Tages entdeckte ein Kirchendiener, "daß der Schrein merkwürdigerweise allenthalben von einer blutartigen Flüssigkeit troff."[2] Diese Flüssigkeit floß sieben Tage lang ohne Unterbrechung, sie war "salzig von Geschmack wie Tränen, dünn wie Wasser und gefärbt wie wirkliches Blut ... ."[3]" [aus: Banse, 1999, S. 61]



Vorwort zur Jubiläumauflage 2015

Im Jahr 2015 feiern wir das Jubiläum „1200 Jahre Mark Michelstadt“. Dieses Jubiläum und die anhaltende Nachfrage war für mich Anlass, eine Neuauflage zu planen. Die Neuauflage behält alle ursprünglichen Formatierungen und Formulierungen bei, so ist das Rückverfolgen von Zitaten z. B. in Dissertationen oder wissenschaftlichen Aufsätzen weiterhin möglich.

Vielfach ist es uns hier  im Odenwald nicht bewusst, dass Ludwig der Fromme im Jahr 815 mit der Schenkung  der Mark Michelstadt an Einhard die Weichen für die Entwicklung unserer Region gestellt hat. Dieses Bewusstsein möchte ich vertiefen – der Untertitel meines Buches „Wandel und Funktion eines Kulturdenkmals für eine Region“ weist in diese Richtung.

Die vorliegende Arbeit hat, obwohl mittlerweile vor  18 Jahren als wissenschaftliche Hausarbeit zum 1. Staatsexamen in Erfurt eingereicht, nicht an Aktualität verloren. Nach wie vor ist die Einhardsbasilika eines der bedeutendsten karolingischen Bauwerke nördlich der Alpen. Ihre wechselvolle Geschichte ist naturgemäß eng mit der des Odenwalds verbunden und bedingt sich gegenseitig noch bis heute, auch nach dem Wegzug der beiden Heiligen Marzellinus und Petrus vor 1187 Jahren.
Dieses Zusammenspiel möchte ich in diesem Buch aufzeigen.

Ich wünsche allen Lesern eine entspannte und interessante
Lektüre dieses Heimat-Geschichtsbuches, meiner Examensarbeit, die Grundlage für meinen beruflichen Werdegang war.

Ihre
Andrea Schnellbacher, geb. Banse